Scotty, beam mich ins Meeting! Zukunftsforscher Sven Gábor Jánszky über das Arbeiten im Jahr 2025.

Von Sven Gábor Jánszky, 27.10.2017

Die Arbeitswelt ist im Umbruch! Viele werden sich denken: „Schon klar, aber ist sie das nicht permanent?“ Das ist natürlich richtig. Neu ist die Geschwindigkeit. Der Umbruch schreitet schneller voran als erwartet. Ursachen dafür sind fortschreitende Digitalisierung und Automatisierung. Sie verändern bisherige Arbeitsprozesse und Organisationsmodelle grundlegend. In nicht allzu ferner Zukunft wird „Büroarbeit“ völlig anders aussehen als bisher. 

 

Der typische Arbeitsplatz mit Computer, Telefon, Schreibtisch und Aktenschrank ist ein Auslaufmodell. Schon heute tragen wir nahezu alle relevanten Informationen in Form von Smartphones und Notebooks überall greifbar mit uns herum. Diese Entwicklung wird sich fortsetzen, mehr noch, sie wird sich verstärken! Schon bald wird es keine festen Arbeitsplätze mehr geben und auch Tastaturen und Bildschirme verschwinden. Dafür dominieren 3D-Hologramme in virtuellen Meetings und Glasscheiben übernehmen die Funktion heutiger Computerdisplays. Künstliche Intelligenz wird zur gelebten Wirklichkeit: Geräte sind miteinander vernetzt und analysieren die Nutzer und deren Bedürfnisse. Statt auf Fragen der Anwender zu warten, liefern sie – quasi intuitiv – passend zur jeweiligen Situation automatisch relevante Informationen. 

 

Veränderungen kommen – ob wir wollen oder nicht

Das Problem daran: Die hohe Geschwindigkeit der Veränderung und die allgemeine Veränderungsunwilligkeit der Gesellschaft passen überhaupt nicht zusammen. Wir dürfen allerdings nicht den Fehler machen zu glauben, dass das Veränderungstempo langsamer wird, nur, weil die meisten Menschen lieber alles so lassen würden, wie es ist. Technologische Innovationen kommt nicht in die Welt, weil Menschen sich das wünschen. Sie kommt in die Welt, weil Unternehmen Geräte verkaufen wollen. Wenn wir uns im Jahr 2020 ein neues Smartphone kaufen müssen, weil das alte kaputtgegangen ist, dann gibt es unser heutiges Smartphone nicht mehr. Es gibt nur die neuen, die ihren Besitzern auf deren Fragen eine intelligentere Antwort geben, als Menschen es könnten. Diese neuen Smartphones zu verwenden, hat dann einen großen Nutzen: Es macht uns schneller, effizienter und besser. Also nutzen wir es. Auf diese Weise kommt die schnelle Innovation zu uns, ohne dass wir sie eigentlich wollten. 

 

„Wir Menschen sind Weltmeister im Anpassen an veränderte Bedingungen.“ 

 

Etwas langsamer geht die Veränderung in Punkto Bürogebäude voran. Unternehmen, die aktuell ein neues Bürogebäude planen, müssen diese an die Bedürfnisse der Mitarbeiter anpassen. Mit weißen Wänden, Teppichboden, Schreibtisch, Stuhl, Computer und Telefon sehen unsere Büros zum Großteil noch genauso aus wie vor 100 Jahren zu Kafkas Zeiten. Die Arbeitsorte des Jahres 2025 werden anders aussehen. Wenn wir konzentriert lesen oder schreiben, dann brauchen wir einen kleinen, ruhigen Raum. Wenn wir im Team beraten, dann brauchen wir einen Kommunikationsraum, in dem Teammitglieder am virtuellen Tisch sitzen können als wären sie da, obwohl sie hunderte Kilometer entfernt sind. Und wenn wir E-Mails bearbeiten und planen, dann entspricht eine Kaffeehaus- oder Lounge-Atmosphäre viel mehr unseren Bedürfnissen als ein steriles 20-Quadratmeter-Büro. Die Bürohäuser der Zukunft werden genau diese drei Raumarten haben und die Menschen werden im Laufe des Arbeitstages oft und gerne die Räume wechseln, um jeweils die ideale Umgebung für den nächsten Arbeitsschritt vorzufinden.  

 

Aber nicht nur das Aussehen der Büros wird sich in naher Zukunft ändern, auch die Arbeitsabläufe darin werden im Jahr 2025 andere sein. Die Digitalisierung wird in den nächsten zehn Jahren etwa eine Million Jobs killen – aber im gleichen Zeitraum gehen in Deutschland 6,5 Millionen mehr Menschen in Rente, als junge Menschen in das Erwerbsstadium eintreten. Außerdem bekommen ca. 1,5 Millionen qualifizierte Arbeitslose und 800.000 qualifizierte Ausländer einen Job, während 800.000 Teilzeitarbeiter wieder in Vollzeit beschäftigt sein werden. In der Folge wird es in Deutschland zwei bis drei Millionen Jobs geben, die nicht besetzt werden können, weil vielen Menschen das nötige Know-how dafür fehlt. In Folge dessen werde sich auch das Machtverhältnis zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer drehen: Sie werden Bedingungen an ihre Arbeitgeber stellen können – werden diese nicht erfüllt, gehen sie dank dem Überschuss an Angeboten einfach zum nächsten.  

Diese Situation hält natürlich nicht ewig, nur etwa 20 bis 25 Jahre. Erst danach, also im Jahr 2050 werden wirklich millionenfach Arbeitsplätze durch Computer ersetzt werden. 

 

Viele von uns werden umlernen müssen

Im Zuge der Verwandlung der Arbeitswelt stellt sich auch die Frage, welche Rolle die ältere Generation der Arbeitnehmer in zehn Jahren haben werden. Die Antwort ist relativ einfach – sie wird mithalten müssen. Wenn unser Land den Bedarf an Arbeitskräften nicht decken kann, wird weniger produziert, die Konjunktur verliert an Schwung und die Unternehmer zahlen weniger Steuern. Die Folge für den normalen Bürger wäre, dass die Sozialkosten und die Verbrauchssteuern steigen. Das kann keiner wollen, also werden händeringend Arbeitskräfte gesucht. Dass ältere Menschen nach Renteneintritt weiterarbeiten werden, ist wahrscheinlicher als der Einsatz von Arbeitskräften aus dem Ausland. Natürlich tun sich ältere Menschen in der Regel etwas schwerer mit neuen Technologien. Aber aus der Menschheitsgeschichte wissen wir, dass wir Menschen Weltmeister im Anpassen an veränderte Bedingungen sind. Deshalb lautet meine Prognose: Viele von uns werden umlernen müssen. Das wird anstrengend sein, aber wir werden es tun und es wird sich lohnen. Denn das Leben im Jahr 2025 wird ein besseres sein als heute. 

Expertenmeinung:

Sven Gábor Jánszky,
Zukunftsforscher, Journalist und Chairman des Trendforschungsinstituts 2b AHEAD ThinkTank. 


Buchtipp: Lothar Abicht, Sven Gábor Jánszky: 2025. So arbeiten wir in der Zukunft. Goldegg Verlag. 

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