What’s on your desk, Michaela Wolf?

Von Wojciech Czaja, 08.03.2023

Die Bauten von Bergmeisterwolf sind radikal in die Landschaft hineingesetzt, gehen mal poetische, mal schrille Dialoge mit ihrer Umgebung ein, sie kratzen, ecken an, provozieren, sind letztendlich aber doch so harmonisch zusammenkomponiert, dass man nichts daran verändern mag. So ähnlich wie die gebaute Praxis präsentiert sich auch die Werkstatt, in der die Ideen gedeihen und Gestalt annehmen. Michaela Wolf und ihr Partner Gerd Bergmeister sitzen nämlich in einem denkmalgeschützten Haus aus dem 14. Jahrhundert, mitten im Ortszentrum von Brixen, nebenan rauscht der Eisack, der zweitgrößte Fluss Südtirols, vorbei.

„Wir sind vor fünf Jahren eingezogen und mussten ordentlich Hand anlegen, was mit den strengen Vorschriften des Denkmalamts eine ziemliche Herausforderung war“, sagt Wolf, und ja, sie liebt Herausforderungen. „Wir haben das Alte kaum angerührt, haben es aber mit neuen Elementen der Diskontinuität ergänzt. Es geht ums Brechen, Neudenken und permanente Erweitern.“ Der Bruch mit den Erwartungshaltungen bezieht sich auch auf das Arbeiten, denn einen fixen Arbeitsplatz wird man bei ihr vergeblich suchen. „In der Büroarchitektur spricht man von Desk Sharing und Activity Based Working. Wir machen das schon seit Jahren, denn ich halte es nicht aus, den ganzen Tag an einem Ort zu sitzen. Ich muss wandern, was wahrscheinlich meinem rastlosen Charakter geschuldet ist, und mir ständig neue Perspektiven verschaffen. Ich arbeite auf der Baustelle, am Beifahrersitz im Auto, bei einem Spaziergang durch den Wald.“

 

  1. Man betritt das Büro durch die Modellbauwerkstatt. Das ist sozusagen das Fundament unserer Architektur. Ein Entwurfsprozess ohne Modell und ohne physische Arbeit mit den eigenen Händen ist für uns unvorstellbar.
  2. Die Treppe besteht aus handelsüblichen Betonschaltafeln. Das Slicke und Perfekte liegt uns nicht. Wir wollen den Planungs- und Bauprozess sichtbar machen. Manchmal nutze ich die Treppe auch zum Arbeiten am Laptop.
  3. Im ersten Stock befinden sich klassische Büroarbeitsplätze und – ganz wichtig – eine kleine Bar, damit wir zusammen einen Espresso trinken können.
  4. Die Holzbalkendecke stammt noch aus dem 14. Jahrhundert. Wir haben alle Farbspuren erhalten, haben die Decke lediglich mit einer einfachen, büffelgewachsten Stahlkonstruktion gestützt.

 

  1. Die Materialien sind sehr roh: Betonboden, Wandheizung, Kalkputz an den Wänden, die Mauern sind bis zu einem Meter dick, die Fenster sind so aufgesetzt, dass man sie von außen nicht sieht.

 

  1. Der Tisch ist eine Maßanfertigung. Ich brauche große, leere Flächen zum Arbeiten. Ich lege Wert auf Ordnung, denn nur wenn Arbeitsplatz und Kopf aufgeräumt sind, gibt es Platz für neue Gedanken.

 

  1. Am liebsten kombinieren wir das Neue mit ein paar alten Stücken, in diesem Fall mit alten Eames-Chairs oder mit Tolix-Stühlen, die wir beim Lichterloh in Wien gefunden haben.

 

  1. Neue Holzstühle gibt es auch, aber dann müssen sie richtig gut sein. So wie der Czech-Stuhl vom Wiener Architekten Hermann Czech.

 

  1. Unser Studio ist voller Arbeitsmodelle. Alles Wellpappe, einfach zu schneiden und zu gravieren. Wir mögen unsere Modelle.

 

  1. Wir verbringen viel Zeit im Büro, und wir lieben diesen Ort. Aber manchmal braucht man Abwechslung. Dann nehme ich den Laptop und gehe hinaus ins Freie.

 

 

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