Auf nach New Work! Eine Orientierung auf dem Weg zum modernen Büro.

Von Helena Pumberger, 06.09.2023

Folgende Situation kommt Ihnen vielleicht bekannt vor: Sie wissen, es muss sich etwas verändern. In großem Umfang. Nachhaltig. Über einen längeren Zeitraum. Kurz gesagt: Ein ziemlich großes Projekt steht vor der Tür. So umfangreich und vielschichtig, dass allein der Start sehr viele Fragen aufwirft. Vor genau so einem Projekt stehen derzeit viele Unternehmen: Sie sind auf dem Weg vom klassischen Büro zum New Work Office.

Zwei Jahre Pandemie haben die Arbeitswelt nachhaltig verändert. Unternehmen müssen umdenken, um das Büro als Ort der (Zusammen-)Arbeit wieder zu attraktivieren. Doch, wie sieht ein modernes Office aus? Wer unterstützt bei der Konzeption? Und wie soll ein derartiges Projekt angegangen werden? Architekt Martin Thörnblom, Gründer und Geschäftsführer des Architekturbüros Studio Thörnblom, begleitet Unternehmen schon seit Jahren bei der Neugestaltung ihrer Büros. Wir haben uns mit ihm gemeinsam auf die Suche nach Antworten gemacht.

 

New Work: Von der Theorie zur Praxis.

Für Architekt Martin Thörnblom steht außer Frage, dass ein modernes Büro Produktivität und Zufriedenheit fördert: „Der Einfluss der Office-Architektur ist enorm und darf keinesfalls unterschätzt werden. Im Bestfall ist der Mitarbeiter stolz auf seinen Arbeitsplatz, fühlt sich wohl und kommt gerne ins Büro. Das fördert ihn auch in seiner täglichen Arbeit. Natürlich muss der Arbeitgeber in die Bürogestaltung investieren und ein anregendes Ambiente schaffen, um diesen Zustand zu erreichen.“ Wie startet man ein Projekt dieser Größenordnung? Am besten, man beginnt mit den Basics. Zunächst gilt es, sich mit dem Begriff New Work intensiv auseinanderzusetzen. Neues Arbeiten stellt drei Themenbereiche in den Fokus: Mensch, Raum und Technik. Der Mensch steht nicht nur im Mittelpunkt, sondern im Spannungsfeld von Führung, Organisation und Unternehmenskultur. Die Zielsetzung liegt darin, optimale Voraussetzungen für die Zusammenarbeit zu schaffen. Es gilt dabei, die Anforderungen der Organisation mit den unterschiedlichen Bedürfnissen und Arbeitsweisen aller Stakeholder in Einklang zu bringen. „Tradierte Denkmuster zu Organisation und Führung funktionieren in der New-Work-Welt nicht mehr. Haupttreiber der Veränderung ist die Digitalisierung. Sie schreibt die Spielregeln, wie und wo wir arbeiten, und auf welche Weise wir miteinander kommunizieren, völlig neu”, skizziert Thörnblom die notwendige Bereitschaft zur Weiterentwicklung. Arbeitsformen, -modelle und -orte unterliegen einem starken Flexibilisierungstrend. Eingebettet in die richtige Immobilie und ausgestattet mit maßgeschneiderter Inneneinrichtung, werden Räume zu Orten, an denen Kreativität, Innovation und Zusammenarbeit entstehen und gefördert werden.

 

Die eigene Kultur im Fokus.

Vorsicht: Wer jetzt glaubt, alles umkrempeln zu müssen, sollte sich zuvor gründlich mit seiner Identität und Unternehmenskultur auseinandersetzen. Denn, ebenso wichtig wie die Analyse der Grundlagen des neuen Arbeitens ist die Auseinandersetzung mit den eigenen Werten und Einstellungen. Dabei wird auch die Führungskultur genau unter die Lupe genommen:

  • Passt die Unternehmens-Positionierung zum Konzept des neuen Arbeitens?
  • Ist die Bereitschaft zur organisatorischen Veränderung gegeben?
  • Sind Home-Office und Remote Work bereits etabliert, oder wird noch ein starres Präsenzmodell gelebt?
  • Ermöglichen die bestehenden Hierarchien agiles Arbeiten, oder behindern sie es?

Das trendigste New Work Office hat keinen Mehrwert, solange die Unternehmenskultur nicht mit dem neuen Arbeiten kompatibel ist. „Wir als Planer legen die Latte gerne hoch an und würden jedes Büro am liebsten zum hippen Coworking Hub umplanen. Fakt ist aber, man muss sich individuell auf das jeweilige Unternehmen und dessen Kultur einstellen. Im ersten Schritt holen wir daher Feedback ein und versuchen, die Wünsche der beteiligten Personen in unsere Planung einfließen zu lassen. Am Ende des Tages muss sich der einzelne Mitarbeiter wohlfühlen und den Eindruck haben, seinen Teil beigetragen zu haben“, betont Thörnblom.

 

Die neue Bedeutung des Büroraumes.

Egal ob Neubau oder Umbau – es geht vor allem darum, eine neue Denkweise in die Konzeption von Büros einfließen zu lassen. Zukünftig wird nicht mehr in fixen Arbeitsplätzen gedacht, stattdessen werden räumliche Arbeitsmöglichkeiten geschaffen. Dabei sollen auch die Büroflächen neu interpretiert und strukturiert werden: „In der Praxis sieht man, dass sich der Flächenbedarf für klassische Büroarbeitsplätze deutlich reduziert hat. Im Schnitt sprechen wir hier von einem Drittel der Gesamtfläche. Das liegt daran, dass seit der Pandemie vermehrt remote gearbeitet wird“, ergänzt Innenarchitekt Thörnblom.

Nachdem Organisation und Kultur sowie der Ist-Stand des verfügbaren Büroraumes und der Digitalisierung analysiert wurden, geht es an die Erarbeitung eines passenden Konzeptes. In dieser Phase ist es empfehlenswert, sich professionelle Unterstützung zu organisieren. Spezialisierte Architekturbüros und Office-Consulting-Unternehmen helfen bei der Ausarbeitung des maßgeschneiderten New-Work-Konzepts. Dabei werden noch einmal die Nutzungsanforderungen und der Flächenbedarf gemeinsam definiert und eine moderne Bürostruktur wird passend zur eigenen Identität und Kultur gestaltet.

 

Aktuelle Trends fördern die Kreativität.

Auch wenn die Büroraumplanung ein individueller Prozess ist, lassen sich einige Trends festmachen. Diese können Unternehmen, welche vor dem Projekt New Work Office stehen, eine erste Orientierung bieten. „Bereits vor der Pandemie hatten wir vorwiegend Open-Space-Büros. Dieser Trend setzt sich nach dem kurzfristigen Kapitel des Social Distancing fort – allerdings in Form von Open Units“, beschreibt der Innenarchitekt die Entwicklung. Mit dem altbekannten Großraumbüro hat das aber nichts mehr zu tun. „Ganz typisch sind kleinstrukturierte, zonierte Bereiche, sowie abgeschirmte Flächen für Besprechungen und Videocalls, die in den Open-Space-Bereich integriert werden. Ich empfehle meinen Kunden auch, zwischendurch freie Flächen zu ermöglichen. Nicht jeder Quadratmeter muss möbliert sein, das schafft Luft. Mitarbeiter erfinden dann die Nutzung dieser leeren Fläche selbst, was wiederum die Kreativität fördert“, nennt Thörnblom einige Beispiele. Bei der Raumgestaltung wird gerne zwischen Fokusarbeit und Kollaboration unterschieden, danach richtet sich in vielen Fällen auch die Planung. „Diese Trennung lässt sich schwer pauschalieren und ist je nach Abteilung und Aufgabengebiet ganz unterschiedlich. Grundsätzlich kann man jedoch sagen, dass in einem modernen Office die Kommunikations- und Kollaborationsbereiche an Bedeutung gewinnen. Die Arbeit findet oft remote statt, deswegen werden Arbeitsplätze häufig als Shared Desks mit Buchungssystem angeboten. Büros müssen so konzipiert sein, dass der Austausch in den Teams unkompliziert möglich ist. Wichtig ist dabei, Treffpunkte und Kommunikationsbereiche zu schaffen, wo Besprechungen, aber auch spontane und zufällige Gespräche stattfinden können“, erklärt Martin Thörnblom.

 

Über Martin Thörnblom:

Mag. Martin Thörnblom ist Präsident des ECIA. Der European Council of Interior Architects ist das repräsentative Gremium für die europäischen Berufsverbände für Innenarchitektur und Interior Design. Der 1992 gegründete ECIA vertritt derzeit 16 nationale Mitgliedsorganisationen mit über 14.000 professionellen Innenarchitekten. 2003 gründete Martin Thörnblom in Wien sein eigenes Büro für Innenarchitektur – Studio Thörnblom. Studio Thörnblom bietet das gesamte Spektrum der Innenarchitekturplanung an – von Machbarkeitsstudien über Beratung und Planung, Behördengenehmigung und Projektabwicklung bis hin zur Übergabe.

studio-thoernblom.at

 

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