Das Teambüro: Mehr als nur ein Raum zum Arbeiten.

Von Franz Gurtner, 15.05.2020

Open Office, Großraumbüro, Kombibüro, Teambüro, Managementbüro und Zellenbüro. Die Vorstellungen darüber, was unter den verschiedenen Büroformen zu verstehen ist, gehen weit auseinander. Denn, so vielfältig wie die Aufgabenbereiche in einem Unternehmen sind, so vielfältig sind auch ihre Büroformen. Wir werfen in diesem Artikel einen Blick auf das oft beschworene, aber selten räumlich realisierte Teambüro.

 

Kollaboration vor Vertraulichkeit.

So unterschiedlich Teambüros in Unternehmen – abhängig vom jeweiligen Bereich – gestaltet sind, so weist diese Büroform einige grundlegende Gemeinsamkeiten auf, die sie als solche charakterisieren. Zusammenarbeit und Kommunikation stehen im Vordergrund, die Arbeitsprozesse sind auf Kollaboration ausgerichtet. Effizientes Arbeiten im Teambüro bedeutet kurze Kommunikationswege und direkter Informationsaustausch. Teammitglieder sollen deshalb auch räumlich zusammenarbeiten. Dafür eignen sich weder Großraum- noch Zellenbüros, sondern gefragt sind „Open Units“ – kleinstrukturierte, aber dennoch offene Raumzonen. Diese sind je nach Bereich und Zweck mehr oder weniger stark visuell und akustisch abgeschirmt. Die Abschirmung nach außen ist so zu wählen, dass eine konzentrierte Team- und Projektarbeit gewährleistet ist. Die Anzahl an Mitarbeitern, die sich im Teambüro einen gemeinsamen Arbeitsraum teilen, beträgt aus Effizienzgründen maximal 20 Personen. Sie benötigen die Möglichkeit, sich schnell und unkompliziert auszutauschen, um sich laufend auf dem neuesten Stand zu halten.

 

Ein Teambüro muss mehr bieten als nur einen Platz zum Arbeiten. Der Fokus liegt auf Zusammenarbeit und erfordert eine entsprechende räumliche und ausstattungsmäßige Unterstützung. Ganz nach dem Prinzip des Activity Based Working geht es darum, ein Ambiente zur Verfügung zu stellen, das sich an den Aufgaben des Teams orientiert: konzentriertes (Zusammen-)Arbeiten, Koordination und Kommunikation oder kreative Ideenfindung. Bei Bedarf sollte auch eine akustische und visuelle Rückzugsmöglichkeit – z.B. in Form einer Telefonzelle oder eines Silent Rooms – zur Verfügung sein. Die Arbeitsplätze werden idealerweise mit elektrisch höhenverstellbaren Schreibtischen ausgestattet. Das erhöht nicht nur die ergonomische Qualität, sondern schafft auch Fläche für koordinative, spontane Gespräche im Stehen. Unterstützt werden Teams auch durch digitale Arbeitsräume. Die gemeinsame (Team-)Cloud übernimmt dabei vielfach die Stauraumfunktion in Form von gemeinsam nutzbaren Speicherorten. Die vielen Laufmeter Schrankwände gehören – zumindest in Teambüros – der Vergangenheit an.

 

Scrum verleiht dem Teambüro eine neue Dynamik.

Integrierte oder abgetrennte Kommunikations-Bereiche sollen den hohen Bedarf an teaminterner Abstimmung decken. Zeitgemäße multimediale Ausstattung sieht auch Flipcharts und Pinnwände für kreativen Austausch vor. Speziell bei Scrum-Teams jagt ein Meeting das nächste. Bei dieser agilen Arbeitsmethode wird das Teambüro quasi zum Projektbüro mit flexiblen Settings, die je nach Projektphase ganz unterschiedlich mit verschiedenen Team-Mitgliedern stattfinden können. Das erfordert auch eine flexible Anpassbarkeit von Raum und Einrichtung. Der gestalterischen Kreativität sind dabei keine Grenzen gesetzt: Stehtische für Kurzbesprechungen, Medienmöbel für Brainstormings und Mittelzonen – ausgestattet mit Polstermöbeln oder Tischen und Bänken, die auch für Teammeetings und den gemeinsamen Lunch zum Einsatz kommen.

 

Zusammenarbeit im Teambüro erfordert klare Spielregeln.

Die Offenheit der Büroform und das subjektive Empfinden der Teammitglieder bringen auch Herausforderungen an den Büroraum mit sich, die es am besten bereits bei der Bürokonzeption zu lösen gilt: Akustische und klimatische Behaglichkeit sind für das ganze Team herzustellen. Das erfordert einerseits bauliche Maßnahmen, anderseits braucht es auch Regeln und Kompromissbereitschaft für jeden einzelnen Mitarbeiter.

Überhaupt spielt das Verhalten der Menschen eine entscheidende Rolle für ein erfolgreiches Team: Es treffen Individuen mit verschiedenen Erfahrungen und Bedürfnissen aufeinander. Was unter normalen Umständen die Stärke eines Teams ausmacht, kann schnell zur Schwäche werden, wenn Mitarbeiter nicht gut miteinander klarkommen. Fortlaufende Auseinandersetzungen und Reibereien gefährden die Zusammenarbeit im gesamten Team – da nützt auch der beste Büroraum nichts. Ungereimtheiten sollten daher frühzeitig angesprochen und im besten Fall mithilfe eines Teamcoachings aus dem Weg geräumt werden – bevor die gemeinsame Arbeit belastet wird und das gesamte Team darunter leidet.

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